Wer benötigt ein Korrektorat?

Die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: jeder. Selbst Sprachprofis sind vor (Flüchtigkeits-)Fehlern nicht gefeit. Selbst wenn sie ein Experte in Sachen Rechtschreibung, Kommasetzung und Grammatik sind. Grund ist das Gehirn, das uns oftmals einen Streich spielt. Fehler in anderen Texten erkennen wir problemlos. Bei eigenen Texten überlesen wir diese oftmals. Wir wissen ganz genau, was wir schreiben wollen. Daher stolpert unser Gehirn auch nicht bei eigenen Fehlern.

Reicht nicht eine automatische Korrektur?

Hilfreich kann sicherlich die automatische Rechtschreibkontrolle sein, über die jedes Textprogramm verfügt. Doch diese ersetzt keineswegs einen Korrektor. Sie kann beispielsweise nicht unterscheiden, ob es "sie" oder "Sie" heißen muss. Auch erkennt nicht jedes Programm substantivierte Verben. Um zumindest Buchstabendreher zu vermeiden ist es hilfreich, sich Texte vom Schreibprogramm laut vorlesen zu lassen.

Fehler verderben das Lesevergnügen

Ein mit Rechtschreibfehlern gespickter Text vermiest das Lesevergnügen. Nicht nur das, beispielsweise bei Sachtexten verliert er sogar an Glaubwürdigkeit. Dies zeigt sich oftmals auch bei Kommentaren in sozialen Netzwerken. Da wird die Kompetenz des Schreibers schnell infrage gestellt. Es wird nicht mehr über die Sache diskutiert, sondern die fehlerhafte Rechtschreibung des Kommentators kritisiert.

Schreiben nach Gehör ist umstritten

Bei Messenger-Diensten ist die automatische Rechtschreibkorrektur oftmals sogar eher hinderlich. Wenn auch nur kurz und knapp, so wird doch heutzutage ziemlich viel geschrieben. Bei den Kurznachrichten wird aber weniger Wert auf die korrekte Schreibweise gelegt.

Selbst in Grundschulen kommt es anfangs verstärkt auf die Ausdrucksfähigkeit und nicht so sehr auf die richtige Schreibweise an. Einziges Kriterium ist eine lautgetreue Schreibweise (Hunt statt Hund), also Schreiben nach Gehör. Eine nicht ganz unumstrittene Lernmethode, wie ein Zeitungsartikel aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung belegt. So prägen sich in jungen Jahren Fehler ein, die es später wieder auszumerzen gilt.

Wer benötigt ein Lektorat?

Ebenso ist, gerade bei längeren Texten, ein Lektorat unverzichtbar. Ein Buch wird schnell zur Seite gelegt, wenn der Spannungsbogen fehlt. Ebenso, wenn Beschreibungen ausufern und der Leser das Gefühl hat, dass nur die Seiten gefüllt werden sollten. Auch schleichen sich schnell Fehler ein. Wenn beispielsweise der Kommissar sein Handy auf dem Schreibtisch liegen gelassen hat, er in der nächsten Szene jedoch Verstärkung per eigenem Telefon anfordert. Manche Autoren neigen auch dazu, endlos lange Sätze zu schreiben. Da ist das Fingerspitzen- und Sprachgefühl eines Lektors gefragt. Wichtig ist aber, dass der Stil des Autors immer erhalten bleibt. Ein Sprachprofi sollte sich nicht dazu verleiten lassen, ein Buch in seinen eigenen Worten umzuschreiben. Und letztendlich entscheidet jeder Schriftsteller selbst, ob er eine Korrektur annimmt.

Warum sind die Preise so hoch?

Diese Preise sind ja unverschämt, mag mancher denken. Dazu gibt der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren zu bedenken: Die meisten Korrektoren und Lektoren verfügen über eine akademische Ausbildung. Zudem ist der Stundensatz nicht mit dem eines Angestellten vergleichbar. Wer selbstständig tätig ist, erhält bei Krankheit oder Urlaub kein Geld. Dieses muss er bei seiner Kalkulation berücksichtigen. Ebenso auch die Qualität der gelieferten Vorlage. Auch ist es nicht möglich, acht Stunden pro Tag konzentriert Texte zu korrigieren oder lektorieren. Hinzu kommen Kosten für betriebliche Ausgaben. Dazu zählen Ausgaben für Computer, Software, Büromiete, Telefon sowie Arbeitsmaterialien.

Nur Hälfte der Arbeitszeit abrechenbar

Nur etwa die Hälfte der Arbeitszeit lässt sich tatsächlich in Rechnung stellen. Den Rest investiert der Selbständige in Kundengewinnung, Buchhaltung, Sekretariatsaufgaben, quält sich mit Computerproblemen oder pflegt seine Homepage und seinen Social-Media-Auftritt.

Preiswert verursacht zusätzliche Kosten

Vielleicht lässt sich auch ein preiswerterer Anbieter finden. Dazu schreibt der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren: "Es liegt in der Natur der Sache, dass Marktteilnehmende mit äußerst preisgünstigen Konditionen enorme Mengen Text bearbeiten müssen, um ihr Einkommen zu erwirtschaften. Wie ist es da um die Qualität bestellt? Billig, schnell und dann auch noch gut? Alle drei Merkmale lassen sich wohl kaum unter einen Hut bringen. Womöglich dürfen Sie Ihre Publikation noch einmal nachbearbeiten, was zusätzliche Kosten verursacht – in diesem Fall wäre zweifelsohne das teuerste Angebot am Ende immer noch günstiger gewesen."

Was ist eine Normseite?

Der Begriff stammt noch aus der Zeit der Schreibmaschine. Damals konnte eine Zeile auf 60 Zeichen festgelegt werden. Eine Seite bestand aus 30 Zeichen. So ergab sich der Wert von 1800 Zeichen pro Normseite. Dabei werden jedoch Formatierungen, halbe Sätze etc. nicht berechnet. Die VG Wort hat daher die Normseite auf 1500 Zeichen festgelegt. Jedes Schreibprogramm verfügt über die Funktion Wörter zählen (bei Word ist diese unter Überprüfen zu finden). Dort wird auch die Zahl der Zeichen mit Leerzeichen angegeben. Die Zeichenzahl geteilt durch 1500 ergibt die Anzahl der Normseiten.